Page 7 - Magsi Interaktiv 11_2021
P. 7
Hohes Darmkrebsrisiko von
Männern nur teilweise erklärbar
Überall auf der Welt erkranken mehr Männer als Frauen an
Darmkrebs. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsfor-
schungszentrum analysierten nun, wie bekannte und vermute-
te Risiko- und Schutzfaktoren zu dieser deutlich höheren
Erkrankungsrate beitragen. Das überraschende Ergebnis: Nur
etwa die Hälfte des Risiko-Überschusses lässt sich durch die
bekannten Risikofaktoren erklären.
Um Darmkrebs-Vorsorge für Männer in Zukunft zu verbessern,
©FgSKW
müssen weitere risikofördernde Einflüsse identifiziert und
bewertet werden.
n Deutschland erkranken jedes Jahr liche Geschlechtshormone das Darm- Mit dieser Saarland-weiten Erhebung
etwa 55.000 Menschen an Darm- krebsrisiko senken. wird die Darmkrebs-Vorsorge wissen-
Ikrebs. Die Erkrankung zählt welt- Auf der anderen Seite ist für Männer schaftlich begleitet und bewertet.
weit zu den häufigsten Krebsarten. beispielsweise ein höherer Konsum
Ebenso gilt auch weltweit, dass Darm- von Tabakprodukten und rotem Die Heidelberger Epidemiologen
krebs bei Männern deutlich häufiger Fleisch dokumentiert – beides Lebens- berücksichtigten für ihre aktuelle
auftritt als bei Frauen. In Deutschland stilfaktoren, die das Darmkrebsrisiko Untersuchung alle bekannten oder
liegt die altersstandardisierte Neuer- steigern. auch mutmaßlichen Risiko- und
krankungsrate bei Männern bei 46 pro Schutzfaktoren für Darmkrebs: Alter,
100.000 pro Jahr, bei Frauen dagegen Ob diese verschiedenen bekannten familiäre Vorgeschichte, Diabetes,
nur bei 28. Noch deutlicher ist dieser und vermuteten Faktoren die große frühere Koloskopie, Einnahme von
Unterschied, wenn die fortgeschritte- Differenz zwischen beiden Geschlech- Aspirin und Statinen, Rauchen, Alko-
nen Krebsvorstufen betrachtet wer- tern vollständig erklären können, un- holkonsum, Gewicht und Körpergrö-
den, die so genannten fortgeschritte- tersuchte nun ein Team um Hermann ße, körperliche Aktivität, Verzehr von
nen Adenome. Brenner vom Deutschen Krebsfor- rotem Fleisch und Wurst, Obst, Gemü-
schungszentrum (DKFZ). se oder Vollkornprodukten sowie bei
Es ist unklar, in welchem Ausmaß die Die Forscher werteten dazu Daten von Frauen die Anwendung von Hormon-
verschiedenen in Frage kommenden fast 16.000 Teilnehmerinnen und Teil- ersatz-Therapien.
Risiko- bzw. Schutzfaktoren diese er- nehmern der KolosSal-Studie* aus, die
heblichen Unterschiede erklären. eine Darmspiegelung zur Darmkrebs- Bei Männern wurden bei der Vorsorge-
Bekannt ist beispielsweise, dass weib- Vorsorge durchführen ließen. Koloskopie doppelt so häufig Darm-
Presseinformation Zurück zum Inhaltsverzeichnis Nr. 146 · 11/2021 7