Page 6 - MagSI Magazin Nr. 85_2021
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Seit kurzem ist bei Patienten mit Kolo-
rektalkarzinomen mit Nachweis von
MSI bzw. MSI-high der PD-1-Check-
pointinhibitor Pembrolizumab in der
Erstlinientherapie zugelassen. Durch
Pembrolizumab wird die T-Zell-Aktivität
gesteigert, was zu einer erhöhten im-
munvermittelten Tumorabwehr führt.
Als Folge treten durch die gesteigerte
Immunabwehr autoimmunvermittelte
Nebenwirkungen auf, die ggf. umge-
hend mit Kortikosteroiden behandelt
werden müssen. In der Regel können
diese Nebenwirkungen jedoch gut be- Abbildung 1: Therapieoptionen nach molekularer Stratifizierung in der Erstlinie des
herrscht werden und es handelt sich kolorektalen Karzinoms
um ein insgesamt gut verträgliches Me-
dikament.
Zweitlinientherapie
Tritt ein Progress unter der Erstlinien-
therapie auf, wird bei Vortherapie mit-
tels anti-EGFR-Ak in der Regel auf eine
Therapie mit einer anti-angiogeneti-
schen Substanz umgestellt, auch wenn
prinzipiell die Gabe von einem anderen
anti-EGFR-Ak möglich ist. In mehreren
Phase-II Studien wurde belegt, dass der
Einsatz von anti-angiogenetischen Sub-
stanzen (Bevacizumab, Aflibercept oder Tabelle 1: Klassifikation der Tumorstadien (UICC)
Ramucirumab) nach einer Vortherapie
mittels anti-EGFR-Ak das Überleben in ©FgSKW
diesem Setting verbessert. Daher soll- richtete Therapie erhalten hat, sollte Therapieziel ist die Heilung. Bei Patien-
ten in der Zweitlinie anti-angiogeneti- eine Therapie mittels Cetuximab oder ten mit Nachweis von Metastasen sind
sche Substanzen bevorzugt werden. Panitumumab in Kombination mit Iri- der Erhalt der Lebensqualität sowie die
Die Systemtherapie wird je nach ver- notecan evaluiert werden. Bei Vorbe- Verlängerung der Lebenszeit das Ziel
wendeter Erstlinienchemotherapie aus- handlung mit anti-EGFR-Ak, anti-angio- der Behandlung mittels Immunoche-
gewählt. So erhalten Patienten, die zu- genetischen Substanzen, Irinotecan, FP motherapie. Bei Patienten mit Nach-
vor FOLFIRI erhielten, FOLFOX und und Oxaliplatin kann eine Drittlinien- weis von MSI-high Tumoren kann seit
umgekehrt. Die Zulassungen von Ra- therapie mittels Regorafenib oder kurzem eine Therapie mit dem PD-1-
mucirumab und Aflibercept erfordern Trifluridine/Tipiracil (TAS102) angebo- Checkpointinhibitor Pembrolizumab
die Kombination mit FOLFIRI sowie ten werden. Jedoch ist der Überlebens- durchgeführt werden. Etwa ein Viertel
eine Vortherapie mit FOLFOX (+ Bevaci- vorteil gegenüber Placebo gering (1,4 der Patienten können trotz Vorliegen
zumab). bzw. 1,8 Monate). [24-25] weniger Metastasen durch eine (Immu-
Weitere Therapieoptionen können ziel- no-) Chemotherapie sowie Resektion
Bei BRAF- V600E mutierten Kolorek- gerichtete Therapien sein, die durch geheilt werden.
talkarzinomen kann nach mindestens das molekulargenetische Profiling
einer systemischen Therapie eine Kom- determiniert werden können. Quellen
bination aus dem BRAF-Inhibitor En-
corafenib und dem anti-EGFR-Ak Cetu- Zusammenfassung 1. Zentrum für Krebsregisterdaten: Krebs
ximab eingesetzt werden. [4; 13; 20-23] in Deutschland für 2015/2016 Abgeru-
Bei Diagnosestellung eines kolorekta- fen am: 16.02.2021
Drittlinientherapie len Karzinoms ist die Kenntnis des ge- 2. Majek O, Gondos A, Jansen L, et al. Sur-
nauen Ausbreitungsstadiums, des Mu- vival from colorectal cancer in Germa-
Patienten, die therapiewillig und –fähig tationsstatus und der Status der ny in the early 21st century. Br J Cancer.
sind, können einer Drittlinie zugeführt Mikrosatellitenstabilität/-instabilität 2012;106(11):1875-1880. doi:10.1038/
werden. Bei der Behandlung solcher Pa- des Tumors sowie die Lokalisation des bjc.2012.189
tienten ist insbesondere ein molekular- Primärtumors zur Festlegung der The- 3. Wittekind C, Meyer HJ: TNM Klassifika-
genetisches Profiling und die Evaluati- rapie entscheidend. Bei nicht-metasta- tion maligner Tumoren, 7. Auflage. Wi-
on von Studienangeboten wichtig. Falls sierten Patienten ist die Resektion mit ley-VCH, Weinheim 2010
ein Patient mit RAS- und BRAF-Wildtyp ggf. einer begleitenden (Radio-)Che- 4. S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom
Tumor zuvor noch keine anti-EGFR-ge- motherapie die Therapie der Wahl, das Langversion 2.1. – Januar 2019, https://
6 Nr. 85 · 04/2021 Das Thema