Page 15 - MagSi 94
P. 15
über das Nippelventil bis in den Pouch Zeitpunkt der Ausscheidung selbst- Anmeldungen zu tätigen. In einem
vorschieben. Probleme mit der Pou- bestimmt möglich sein. Dabei kann es Überleitungsbogen müssen alle Pati-
chintubation stellen immer einen Not- durch eine Ventildislokation zur Inkon- entendaten, die Stomaanlage und die
fall dar, da der Pouch ausschließlich tinenz kommen und ist durch den un- benötigten Hilfsmittel übermittelt
mit einem Katheter entleert werden freiwilligen Verlust von Harn oder in werden. Für den Nachversorger ist es
kann. Über diese mögliche Komplika- diesem Fall von Stuhl definiert. Liegt außerdem wichtig, über den Anlei-
tion und das notwendige Prozedere eine Inkontinenz vor, müssen Patien- tungs-, Schulungs- und Beratungszu-
in diesem Notfall muss jeder Patient ten eine Stomaversorgung tragen, um stand sowie über die psychische Situa-
informiert werden. die Ausscheidung aufzufangen. tion des Patienten informiert zu sein.
Ein voll ausgebildeter bzw. gedehnter In Abhängigkeit von der jeweiligen Benötigt der Patient noch Unterstüt-
Pouch fasst ca. 500 - 1000ml Darmin- Komplikation lassen sich diese auch zung, muss geklärt werden, ob er bei-
halt und vor allem auch Gase. Je nach chirurgisch beheben (Wieczorek, 2024; spielsweise in einer Reha oder AHB die
Nahrungsmenge und Pouchgröße Block & Myrelid, 2020, S. 155-156). nötige Sicherheit und Selbständigkeit
kann daher die individuelle Entlee- im Umgang mit dem Kock-Pouch er-
rungsfrequenz sehr unterschiedlich Entlassung / Überleitung langen kann. Des Weiteren muss mit
sein. Der Patient verspürt im Unter- dem Arzt der Zeitpunkt des Fadenzugs
bauch ein Druckgefühl, wenn der Im Rehabilitationsprozess ist die Ent- am Stoma abgesprochen werden. Im
Pouch gefüllt ist und entleert werden lassung aus dem Krankenhaus ein Rahmen des Entlassungsgesprächs
muss. Jeder Patient muss seine eigene wichtiger Schritt, welcher eine gute können letzte Fragen und Unklarhei-
Entleerungsposition finden und dann Vorbereitung erfordert. Der Patient ten besprochen werden. Hier sind die
Routine im Einführen und Entleeren muss in der Zeit im Krankenhaus gut Themen sehr individuell aufzugreifen
bekommen. Häufig setzen sich Patien- auf die selbständige Versorgung vor- und reichen vom Duschen, Baden,
ten ganz nach hinten auf die Toilette bereitet werden. Dazu ist ein multipro- Sauna über Sexualität, Sport, Ernäh-
oder an den Toilettenrand und lassen fessionelles Team unerlässlich, um not- rung bis hin zur Hilfsmittelversorgung,
den Darminhalt mithilfe des Ileosto- wendige Informationen zu vermitteln. Beruf und dem Alltag. Um den Toilet-
miekatheters direkt in die Toilette lau- Zudem sollte der Entlassungstag früh- tengang unterwegs einfacher zu
fen. Ist der Stuhl etwas eingedickt und zeitig bekannt sein. Mit dem Patienten gestalten, kann über den Verein CBF
fließt nicht von alleine ab, kann der sollte besprochen werden, ob er in (Club Behinderter und ihrer Freunde)
Pouch mit lauwarmem Leitungswasser eine Reha bzw. AHB (Anschlussheilbe- in Darmstadt für einen Unkostenbei-
angespült werden. Weitere Hilfsmittel handlung) gehen möchte und für wel- trag ein Euroschlüssel erworben wer-
©FgSKW
sind neben dem Ileostomiekatheter chen Nachversorger er sich entschei- den. Mit diesem Schlüssel können alle
eine Blasenspritze und ein Pflaster, um det, um entsprechende Anträge und öffentlichen Behindertentoiletten in
die Schleimhaut der kontinenten Ileo-
stomie vor Reibung an der Kleidung zu
schützen und das Schleimhautsekret
aufzunehmen. Bei starker Schleimse-
kretion kann eine handelsübliche
Stomakappe oder eine Kompresse in
Ergänzung zum Pflaster verwendet
werden. Alle Hilfsmittel zur Versorgung
sind verordnungsfähig und können
über den Nachversorger bezogen wer-
den (Körner, 2023, S. 29-33).
Zudem sollte der Pouch regelmäßig
mit Leitungswasser gespült werden,
um zurückgebliebene Nahrungsreste
im Pouch auszuspülen und einer mög-
lichen Pouchitis vorzubeugen. Weitere
Komplikationen lassen sich in Früh-
und Spätkomplikationen aufteilen.
Nahtinsuffizienzen, Nekrosen oder
leichte Blutungen zählen dabei zu den
Frühkomplikationen und bedürfen
einer ärztlichen Konsultation. Auch
bei allen Spätkomplikationen, wie bei-
spielsweise einer Ventildislokation
(Ventilverschiebung), Fisteln, Ventil-
prolaps, Hernien, Stenosen, Pouchitis,
Intubationsprobleme und anderen
Beschwerden muss ein Arzt hinzuge-
zogen werden (Dörner, 2018).
Bei einer Kontinenz muss Ort und Abb.4: Stomaabdeckung mit Pflaster (Bildquelle: Susanne Körner).
1
5
Das Thema N r . 9 5 · 0 8 / 2 0 2 4 15
Nr. 95 · 08/2024