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gemeinsam von der Dt. Gesellschaft für Versorgung von Patientinnen und die Untergruppen“ (AWMF, S.15), in
Urologie, der Dt. Gesellschaft für Gynä- Patienten mit Harn- und Stuhlinkonti- der z. B. zwischen Produkten mit nor-
kologie und Geburtshilfe, dem GKV nenz.„Als besonders geeignete“ Qua- maler und erhöhter Saugkraft oder
Spitzenverband, der Dt. Gesellschaft lifizierungen dafür werden genannt Größe gewählt werden kann. Damit
für Pflegewissenschaften und der In- die Weiterbildung von ex. Pflegefach- die Betroffenen das gewünschte Pro-
kontinenz Selbsthilfe formuliert. Die- kräften zum Urotherapeuten/ zur Uro- dukt erhalten, sollte der entsprechen-
nen soll diese Leitlinie der qualitativen therapeutin, die Fachweiterbildung de ICD 10 Code der Erkrankung des
Verbesserung zum Aufbau, den Inhal- zum Pflegeexperten/ zur Pflegeexper- Versicherten, die genaue Produkt-
ten und der Durchführung einer Hilfs- tin Stoma, Kontinenz und Wunde nummer und der Produktname des
mittelberatung. oder die Qualifizierung von Medizini- verordneten Produktes aufgeführt
werden.
Im Kapitel rund um das Erkennen/
Wissen um„Red flags“ (Warnhinweise)
wird definiert, was nach Ansicht der
Autorinnen und Autoren erwartet
wird von allen nicht ärztlichen Bera-
tenden. Insbesondere zählen hierzu
das Erkennen von Symptomen und
Ursachen der Harninkontinenz im
Beratungsgespräch, die eine zeitnahe
Vorstellung beim Arzt erforderlich
machen, wie z. B. Schmerzen, übelrie-
chender Urin, Brennen beim Wasser-
lassen, Hämaturie, Schmerzen, Über-
laufsymptomatik usw.
Im Rahmen der Hilfsmittelberatung
Abb.: AWMF Leitlinie, Reg.-Nr. 043-054, S. 7 schen Fachangestellten (MFA) zu bei Harninkontinenz im ambulanten
AssistentInnen für Kontinenztherapie Sektor wird ausdrücklich Wert gelegt
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Im Folgenden werden die Inhalte nach dem Curriculum der DGU. auf eine„Ausreichende“ Bemuste-
bzw. Anforderungen der Leitlinie in rung: die Betroffenen sollen die Mög-
einer stark verkürzenden Zusammen- Forderung zur Darstellung der anfal- lichkeit erhalten, verschiedene erstat-
fassung dargestellt: lenden Kosten der Hilfsmittelversor- tungsfähige Produkte zu testen, ob
gung bei Harninkontinenz: Betroffene sie den persönlichen Bedarfen und
Zunächst geht es inhaltlich um die sollten im Verlauf der Beratung über Bedürfnissen entsprechen, bevor ggf.
notwendigen Verbesserungen der den Versorgungsvertrag zwischen ih- größere Mengen geordert werden.
Schnittstellenproblematik und dem rer Krankenkasse und dem Leistungs-
aktuell damit einhergehenden Infor- erbringer informiert werden, die Höhe Anforderungen an das (Erst-) Bera-
mationsverlust im Beratungsprozess. der Festbeträge/ Versorgungspauscha- tungsgespräch: Die teilnehmenden
Beschrieben wird das Problem des len, der gesetzlichen Zuzahlungen und Personen sind vorrangig die Betroffe-
Verlustes von zu vielen wichtigen In- die Höhe eines möglichen Eigenanteils nen und BeraterInnen, auf Wunsch ist
formationen auf Grund der vielen sollten transparent dargestellt werden. auch die Begleitung durch Angehöri-
Schnittstellen im Versorgungsprozess. Zudem sollte im Beratungsgespräch ge, BetreuerInnen oder Pflegekräfte
(Arzt Beratung, Beratung Be- die Möglichkeit einer Einzelfallent- möglich.
troffene/Angehörige, Beratung scheidung zur Kostenübernahme der
Pflegedienst usw.). Der Lösungsvor- medizinischen Hilfsmittel durch die zu- Das Beratungsgespräch sollte auf Au-
schlag wäre aus Sicht der Autorinnen ständige Krankenkasse erklärt werden, genhöhe nach einem strukturierten
und Autoren der Leitlinie ein einheitli- wenn aus medizinischen Gründen eine Ablauf erfolgen. Neben allgemeinen
cher Informationsbogen in Form ei- Standardversorgung im Rahmen Themen zur Situation der Betroffenen
nes Laufbogens, mit einem ärztlichen bestehender Leistungsverträge nicht wie der Anamnese, Umfang der Mobi-
Teil (wie z. B. Diagnose/ Inkontinenz- erfolgen kann. lität, der aktuellen Pflegebedürftigkeit
schweregrad/ Mobilität/ Lebensum- Das Hilfsmittelrezept: Grundlage der und der Art der bisher praktizierten
stände), einem Beratungsteil (wie z. B. Verordnung ist die Produktgruppe 15 Versorgung sollen auch individuelle
Zeitpunkt, Fragen, bisherige Versor- aus dem Hilfsmittelkatalog des GKV Ziele und Erwartungen der Betroffe-
gung, Zufriedenheit, Bemusterung, Spitzenverbandes. Hier werden in der nen besprochen werden. Zum ande-
Produktwahl usw.) und einem Patien- S2k-Leitlinie Hilfsmittelberatung alle ren sollten umfassend alle Hilfsmittel
tenteil (Bewertung der Produkte, Si- aktuell verordnungsfähigen Gruppen bezogenen Themen angesprochen
cherheitsgefühl, Handhabung usw.). bezeichnungen der Inkontinenz Pro- werden, wie u. a. Ressourcen und
Begleitung in der Beratung durch dukte gelistet, wie im Hilfsmittelver- Erfahrungen in der Anwendung und
spezialisierte Pflegefachkräfte, mit zeichnis nach § 139 SGB V aufgeführt. Handhabung, Klärung des Bedarfs
entsprechender Fachexpertise in der „Von besonderem Interesse sind hier einer praktischen Anleitung in geeig-
Das Thema Nr. 87 · 12/2021 31