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Im Einzelnen die Position der
FgSKW e.V.:
1. Die FgSKW e.V. unterstützt die Forde- im Rahmen der Beratung auf vielen und intensiv beratene Versicherte.
rung zur Darstellung der anfallenden verschiedenen Wegen angeboten Es sei darauf verwiesen, dass im SGB V
Kosten der Hilfsmittelversorgung bei werden. prinzipiell keine "Standardversorgung"
Harninkontinenz im Rahmen der Bera- sondern eine Hilfsmittelversorgung
tung zur Hilfsmittelversorgung. Gut 5.Die FgSKW e. V. unterstützt nicht die zum individuellen Ausgleich im Einzel-
aufgeklärte Versicherte tragen zu ei- in der S2k-Leitlinie Hilfsmittelbera- fall sowie eine "ausreichende" Versor-
nem verantwortungsvollen Umgang tung formulierten Anforderungen zur gung ausdrücklich vorgesehen ist und
mit den finanziellen Ressourcen der „ausreichenden Bemusterung“ der Be- dies der in der Leitlinie formulierten
gesetzlichen Krankenversicherung bei troffenen Im Rahmen der Hilfsmittel- "Wunschversorgung" oft entgegen-
und wirken unterstützend bei der Ein- beratung bei Harninkontinenz im am- steht.
haltung des gesetzlich formulierten bulanten Sektor. Aus Sicht der FgSKW
Wirtschaftlichkeitsgebotes. e. V. sollen die Betroffenen selbstver- 6.Die FgSKW e. V. unterstützt die Erwar-
ständlich die Möglichkeit erhalten, tungen an das (Erst-) Beratungsge-
2.Die FgSKW e. V. unterstützt die Forde- verschiedene erstattungsfähige Pro- spräch: Die teilnehmenden Personen
rung nach ausführlichem und formal dukte zu testen, ob sie den persönli- sind aufgrund des sensiblen Themas
korrektem Ausfertigen der ärztlichen chen Bedarfen und Bedürfnissen ent- vorrangig die Betroffenen, auf Wunsch
Hilfsmittelverordnungen im Rahmen sprechen, bevor ggf. größere Mengen ist aber selbstverständlich auch die Be-
der bestehenden Gesetze und Richtli- geordert werden. Die FgSKW e. V. gleitung durch Angehörige, BetreuerIn-
nien, sowie den Vorgaben in den Leis- warnt jedoch ausdrücklich aufgrund nen oder Pflegekräfte möglich. Die
tungsverträgen zwischen Kostenträ- des Erfahrungswissens im Hilfsmittel- FgSKW e.V. sieht in den qualifizierten
gern und Leistungserbringern. versorgungsbereich vor unbegleite- Pflegeexperten aufgrund der spezifi-
tem und unzureichend informiertem schen Fähigkeiten und Fertigkeiten bes-
©FgSKW
3.Die FgSKW e. V. unterstützt die Forde- "Ausprobieren" von Versorgungspro- tens geeigneten Personen, um den Er-
rung nach Verwendung eines einheit- dukten. wartungen der betroffenen Menschen
lichen Dokumentationsbogens zur Aus Sicht der FgSKW e. V. sollten die an eine qualifizierte Hilfsmittelberatung
Hilfsmittelberatung bei Harninkonti- betroffenen Personen nach umfassen- bei Harninkontinenz im ambulanten
nenz. Dieser einheitliche Dokumenta- der pflegefachlicher Information über Sektor gerecht zu werden. Die weiterge-
tionsbogen sollte nach Ansicht der die im Einzelfall geeigneten Produkte bildeten Pflegeexperten erwerben die
FgSKW e. V. jedoch nicht auf die Ver- gerne gezielt ausgewählte und auf die dazu notwendigen Kompetenzen im
wendung im ambulanten Sektor be- persönlichen Bedürfnisse abgestimm- Rahmen der Ausbildung zu beruflich
schränkt sein, sondern vielmehr sekto- te Auswahlprodukte testen. Darum ist Pflegenden gemäß dem Gesetz zur Re-
renübergreifend einheitlich in allen auch die übliche Verteilung von„Pro- form der Pflegeberufe (Pflegeberufere-
medizinischen und pflegefachlichen bierpackungen mit zwei Vorlagen“, die formgesetz – PflBRefG) vom 17. Juli
Settings Anwendung finden. Hierzu den Betroffenen von Herstellern zur 2017 und umfassender Vertiefung und
sollten aus Sicht der FgSKW e. V. die Verfügung gestellt werden, zu hinter- Erweiterung der Kompetenzen in fach-
vorhandenen Instrumente der Exper- fragen da ein Testen auf Alltagstaug- spezifischen Weiterbildungen.
tenstandards des DNQP und der Profi- lichkeit sicherlich über einen längeren
lerhebungsbogen für die aufsaugen- Zeitraum erfolgen sollte, als das dies 7.Die FgSKW e. V. unterstützt die
de Inkontinenzversorgung des GKV- mit zwei Produktmustern möglich ist. Erwartungen an das (Erst-) Beratungs-
Spitzenverbandes unbedingt einbezo- Die Versorgungspraxis zeigt vielfach, gespräch in Bezug auf die Nutzung ei-
gen werden, um parallele Entwicklun- dass Menschen aufgrund der (norma- nes strukturierten Gesprächsablaufes
gen zu vermeiden. lerweise bei medizinischen Laien vor- unter den in der S2k-Leitlinie Hilfsmit-
liegenden) unzureichenden Produkt- telberatung beschriebenen Umge-
4.Die FgSKW e. V. unterstützt die Erwar- kenntnisse für die persönlichen bungsbedingungen. Auch hier sei zur
tungen zu den im Kapitel rund um das Versorgungsbedingungen völlig un- detaillierten Information der Gesprächs-
Erkennen/Wissen um„Red flags“ geeignete Produkte ausprobieren. bedingungen im Rahmen der Pflege-
(Warnhinweise) aufgeführten Sympto- Fehlschläge sind dabei vorprogram- fachberatung der Verweis auf die um-
me und Hinweise auf Ursachen und miert und bedeuten manchmal zu- fassenden Beschreibungen im Exper-
Anzeichen einer Harninkontinenz. Im sätzlich auftretende Komplikationen tenstandard des DNQP zur Pflege bei
Sinne der Informationsarbeit mit dem der Betroffenen mit erneutem Bera- Harninkontinenz verwiesen.
Ziel der allgemeinen Gesundheitsedu- tungs- und Versorgungsbedarf. Davon
kation sollten diese Informationen zur ausdrücklich ausgenommen sind Pro- Gabriele Ungethüm
Harninkontinenz in allgemeinver- dukttestungen durch erfahrene An- Margarete Wieczorek
ständlicher Sprache den Versicherten wender und umfassend informierte Werner Droste
Das Thema Nr. 87 · 12/2021 33