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Fachkräfte, Physiotherapeuten). Des multimodalen perioperativen Die Folge wäre, wenn der Betroffene
Weiteren dient die Leitlinie zur Infor- Behandlungskonzeptes sollte bei seine Stomaversorgung nicht be-
mation für alle weiteren Fachrichtun- Patienten vor einer Operation routi- herrscht, dass die kürzeren Verweil-
gen und Disziplinen, die im periope- nemäßig durchgeführt werden. […] dauern nicht eingehalten werden,
rativen Verlauf in die Behandlung der spricht die vorhandene Evidenz da- oder der Betroffene nur unzureichend
Patienten involviert werden. Und für, dass eine spezifische präoperati- geschult nach Hause entlassen wird.
kann Kosten- und Entscheidungsträ- ve Patientenschulung zu einer ver- Welche Konsequenzen das in der
gern sowie Qualitätssicherungsein- besserten Compliance, frühzeitiger Selbstversorgung hat, oder auch zu
richtungen als Orientierung im The- Mobilisation, höherer Patientenzu- Wiederaufnahmen führt, ist mehrfach
menfeld dienen.“ (AWMF, 2023) friedenheit und zu einer verkürzten in der Literatur beschrieben.
Verweildauer im Vergleich zu keiner Der negative Einfluss auf die Selbst-
Kurzüberblick zum Aufbau der Patientenschulung führt.“ versorgung und auch Lebensqualität
LL-Themen und damit einher- wurde erst 2023 von Hass et al. erneut
gehende notwendige Prozess- • Präoperative Evaluation und Risiko- dargestellt.
abläufe in der Stomatherapie: einschätzung, um PatientInnen mit Das bedeutet, dass bereits vor der
Prästationäres Management einem erhöhten Mortalitäts-Risiko Operation die pflegefachliche Bera-
zu identifizieren und stratifizieren. tung seitens der PE SKW zu Fragen
• Perioperative Gabe von bereits vor- der Betroffenen, zur selbstständigen
handener Medikation und präope- Notwendige Veränderung im Stomaversorgung, der Ausstattung
rativ/intraoperativ indizierter oder Prozessablauf Stomatherapie? mit Hilfsmitteln sowie Ansprechpart-
zu beginnender Medikationen (car- ner für Fragen in der Häuslichkeit und
diale, Fettstoffwechsel betreffende Wenn wir bisher, durch die Strukturen Überleitung in die Rehabilitations-
Medikamente, Kortikosteroide) im Gesundheitswesen, erst mit Auf- klinik als Inhalte der prästationären
nahme die präoperativen Beratungs- Beratungsgespräche stattfinden
• Prähabilitation gespräche der Stomatherapie, ggfs. müssen.
Präoperative PatientInnenanleitung auch mit Übungen an Modellen oder Wie schon Droste und Gruber 2010
Mobilisierung/Bewegung durch mit Produkten, anbieten konnten, beschreiben, werden Traditionen in
Physiotherapie, Ernährungsstatus ist es zukünftig erforderlich, diese der Pflege und Medizin brechen und
und nötige Empfehlungen durch fachpflegerischen Beratungen der ergänzende, neue und kompakte
Ernährungsberatung, Stomatherapie schon prästationär interdisziplinäre Aufgaben und Struk-
©FgSKW
Aufklärung zur positiven Auswir- anzubieten. turen mit den Akteuren gestaltet wer-
kung von Alkohol und Nikotinver- Denn durch die sich verkürzenden den müssen. Unter der sich verkür-
zicht vor Operation Liegezeiten/Verweildauern oder Auf- zenden Verweildauer, der Reduktion
nahmezeitpunkte am Tag der Operati- der mindestens 2- bis 3-mal anzubie-
• PatientInnenschulung und -bera- on (Same Day Surgery) können ggfs., tenden Beratung, Anleitung und
tung hinsichtlich perioperativer patientenorientiert betrachtet, Bera- Schulung des 5. Teilprozesses wird
Interventionen „Eine spezifische tungen nicht angeboten bzw. nicht der Umbruch des Stomaprozesses
Unterweisung hinsichtlich eines wahrgenommen werden. mit einem prästationären „Teilprozess“
Der sektorenübergreifende Pflegeprozess „Rehabilitation des Stomaträgers“
Prozessübersicht: Tätigkeiten im Akutkrankenhaus, in der ambulanten Nachsorge und in der stationären Rehabilitation/Anschlussheilbehandlung (AHB)
Rehabilitation des Stomaträgers
Akutkrankenhaus
4. Postop. 5. Anleitung
1. Aufnahme 2. Präop. 3. Operation Stoma- Schulung 6. Entlassung 7. Homecare- 8. Stationäre
Akutklinik Maßnahmen pflege Beratung Überleitung Betreuung Reha./AHB
1.1 Prästationäre 2.1 Präoperative 3.1 Operations- 4.1 Postoperative 6.1 Entlassungs-/ 7.1 Erstkontakt in 8.1 Aufnahme in die
Zusammenarbeit, ärztliche verfahren Beobachtung 5.1 Berücksichtig. Überleitungs- der Klinik Reha-Einrichtung
Beratung und Maßnahmen der Grundsätze maßnahmen
Anleitung 3.2 Erste 4.2 Postop. 7.2 Poststationäre u. 8.2 Rehabilitationsplan
2.2 Präoperatives Versorgung Pflege und 5.2 Anleitung zur 6.2 Entlassungs- ambulante Betreuung:
1.2 Administrative pflegerisches im OP erster Selbstversorg. gespräch Hausbesuch, Beratung 8.3 Anleitung, Schulung,
u. ärztliche Gespräch, ggf. Versorgungs- u. Anleitung, Beratung
Aufnahme mit Anleitung wechsel 5.3 Spezielle 6.3 Erstver- Prävention u.
pflegerische sorgung für die Komplikationen 8.4 Spezielle Beratungs-
1.3 Pflegerische 2.3 Markierung d. Beratung Entlassung themen / Selbsthilfe-
Aufnahme Stomaanlage (Versorgungs- 7.3 Versorgung mit gruppen
wechsel, Kom-
plikationspro- Hilfsmitteln
2.4 Allgem. OP- phylaxe etc.) 8.5 Entlassung
Vorbereitung 7.4 Information und
Zusammenarbeit
Abb. 1: Sektorenübergreifender Leitfaden Stomatherapie, Droste, Gruber, 2010
Abbildung 1
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Nr. 94 · 04/2024
Das Thema N r . 9 4 · 0 4 / 2 0 2 4 11
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Quelle: Sektorenübergreifender Leitfaden Stomatherapie; 2., überarbeitete Ausgabe.