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neuen Kommunikationswegen mit De- sachen für herausfordernde Verhaltens- bogen aushändigen. Im Falle einer not-
menzkranken. Diese Schulung ist als weisen, wie Aggression oder Angst, do- fallmäßigen Aufnahme sollte die Aus-
Basismodul für den pflegerischen Um- kumentiert werden. Dieses Wissen er- händigung unmittelbar nach der statio-
gang mit dieser Patientengruppe zu möglicht den Pflegenden im nären Einweisung erfolgen.
verstehen. Darauf aufbauend könnten Akutkrankenhaus beeinflussbare Auslö-
weitere Module entwickelt werden, die ser für herausforderndes Verhalten zu
unterschiedliche Themenschwerpunkte vermeiden. Informationen zu den Vor-
intensiver betrachten, wie z. B. die basa- lieben und Abneigungen des Demenz-
le Stimulation in der Stomaversorgung. kranken sowie bewährte Strategien zur
Die Autorin hat einen Karte als Take Deeskalation von herausfordernden
Home Message erstellt, die in der Abbil- Verhaltensweisen können ebenfalls in
dung zu sehen ist. diesen Bogen eingetragen werden.
Pflegende erhalten dadurch wichtige
In Bezug auf die Optimierung des Infor- Hilfen im pflegerischen Umgang mit Desiree Jansen
mationsflusses inner- und außerhalb dem demenziell Erkrankten. Mitarbeiter Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz und
der Klinik beinhaltet der zweite Lö- des Casemanagements sollten im prä- Wunde
sungsvorschlag der Autorin die Nut- stationären Gespräch den Angehörigen E-Mail: desireejansen30@gmail.com
zung des Informationsbogens der oder den Pflegekräften des anderen
Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. Versorgungssettings den Informations- Literatur bei der Verfasserin
für das biografieorientierte Arbeiten im
beschriebenen Klinikum. Angehörige
oder Pflegende aus anderen Versor- Take Home Message
gungssettings (ambulanter Pflege- Zentrale Interaktionsregeln:
dienst, Pflegeheim) können in diesem Die innere Einstellung und Haltung •
Bogen wichtige Informationen über gegenüber dem Demenzkranken: Mimik und Gestik beobachten
• Emotionen wahrnehmen
den demenziell Erkrankten eintragen,
sodass sich die Pflegefachkräfte des • Authentisch sein
Akutkrankenhauses auf die zu erwar- Wertschätzung und Respekt = • Keine Diskussionen / Verhalten nicht
tenden besonderen Erfordernisse ein- Vertrauensaufbau kritisieren
stellen und vorbereiten können. In die- • Kommunikation den Fähigkeiten
©FgSKW
sem Bogen stehen allgemeine und anpassen (langsam sprechen, ggf.
biografische Angaben zur Person, Demonstrieren von Tätigkeiten, wenn
Adresse und Telefonnummer der Ange- Herabsetzen der Person = Misstrauen, Sprachverständnis nicht mehr vorhanden ist)
hörigen und/oder des Pflegeheimes. Verstärkung des Verhaltens • Orientierung geben (Blickkontakt, Rituale
Eine Besonderheit ist in dem Zusam- zur Begrüßung und zum Abschied, positive
menhang das Feld„Kontaktaufnahme biografische Erinnerungen nutzen, um
erwünscht bei“. Durch einen persönli- negative Gefühle in positive umzulenken,etc.)
chen oder telefonischen Austausch mit
Angehörigen oder Pflegekräften des Aktion Reaktion
anderen Versorgungssettings könnten (Pflegekraft) (Demenzerkrankter)
unklare Verhaltensweisen des demenzi-
ell Erkrankten im Krankenhaus besser
gedeutet werden. Weiterhin sind in die-
Hintergrundfaktoren: Nahe Faktoren:
sem Bogen Informationen über die Fä-
- Neurologischer Status - Physiologische
higkeiten des Demenzkranken in den (z. B. Gedächtnis, Sprache) Bedürfnisse (z. B. Hunger,
wichtigsten Aktivitäten des täglichen - Gesundheitsstatus, Schmerz)
- Psychosoziale
Lebens aufgeführt. Eine weitere Beson- Demographische Bedürfnisse (z. B. Angst,
Variablen (z. B.
derheit sind die Informationen über Familienstand, Beruf, Langeweile)
Allgemeinzustand)
den demenziell Erkrankten hinsichtlich - Physikalische Umgebung
- Psychosoziale Variablen (z. B. Geräuschlevel,
seiner kognitiven Leistungsfähigkeit, (z. B. Persönlichkeit) Lichtverhältnis)
seiner Sprachfähigkeit und seines -ver- - Soziale Umgebung (z. B.
ständnisses sowie seine Reaktion auf Atmosphäre, Präsenz
anderer)
Körperkontakt. Anhand dessen können
die Pflegenden ihre Kommunikation
mit dem demenzkranken Stomaträger Herausforderndes
optimaler an seine Fähigkeiten anpas- Verhalten
sen (z. B. vermehrte Nutzung von non-
verbalen Kommunikationstechniken,
wenn der Patient einen erheblichen Das NDB-Modell
Verlust des Sprachverständnisses hat). (Quelle: http://dzd.blog.uni-wh.de/files/2015/04/Herausforderndes-Verhalten_Hintergrundfaktoren.jpg
Modifiziert von Jansen, D.)
Neben dem können in diesem Bogen
ebenfalls individuelle Auslöser oder Ur- Abb. Take Home Message
Das Thema Nr. 85 · 04/2021 29