Page 11 - MagSi 97
P. 11
Warum ein Stoma
möglicherweise
traumatisierenden Stress auslöst
und was auf psychischer Ebene
getan werden kann:
Was bedeutet Stress?
©FgSKW
aut BzgA (Bundeszentrale für • Modell 3: Stress als Input: Der Kon- Flucht (vgl. Pfiffigunde, 2017).
gesundheitliche Aufklärung) wird text ist nicht oder nur schwer verän- Der Mensch hat im Laufe des Lebens
Lunter Stress die starke Beanspru- derbar, beispielsweise im Arbeitskon- und der vielen Jahrhunderte eigene
chung eines Organismus durch innere text körperliche und psychische Bewältigungsstrategien bei Stress ent-
oder äußere Reize verstanden (Ernst, Reaktionen bei Stress wie flache At- wickelt. Er versucht den Stress (z.B. ein
G., Franke, A. & Franzkowiak, P., 2022). mung, Bluthochdruck, erhöhte Ge- Übermaß an Arbeit) durch vermehrten,
Stress ist die normale Reaktion des reiztheit (vgl. Holmes ThH., Rahe ungesunden Konsum von Medien, Al-
Körpers auf Belastung und wird nur an RH.,1967). kohol oder Nikotinkonsum, kürzerem
den Blutwerten gemessen. Wie wir Schlaf etc. zu kompensieren. Die men-
persönlich die Stresssituation einschät- In der Forschung spricht man von talen Funktionen wie Frustrationstole-
zen, wird nicht berücksichtigt. Stress Eustress (positiv, stimulierend) und ranz, Erwartungen oder Gelassenheit
entsteht durch äußere Einflüsse. Distress (negativ, belastend). treten zu Tage. Es bleiben dem Men-
Das Äußere lässt sich manchmal Gemäß Prof. Dr. Guy Bodenmann schen Handlungsmöglichkeiten wie
schwer verändern, z.B. Firmenkultur, bringt zu wenig Stress Langeweile, Kompetenz, Kommunikationsmittel
Wohnungssituation, die Auswirkungen Lethargie und Unzufriedenheit und Erfahrung. Ist die Balance zwi-
der Pandemie etc. (Bodenmann, G., 2011). schen inneren und äußeren Anforde-
Verschiedene Forscher haben sich mit Gäbe es ein stressfreies Leben, würde rungen und den zur Verfügung stehen-
dem Thema „Stress“ befasst und ver- es keine Herausforderungen geben den Ressourcen ausgeglichen,
schiedene Stressmodelle entwickelt: – keine Schwierigkeiten, an denen der empfindet der einzelne Mensch keinen
• Modell 1: Allgemeines Adaptions- Mensch wachsen könnte, keine neu- Stress. Wenn jedoch die Anforderun-
syndrom: Hier wird Belastung kom- en Bereiche, die man sich erarbeiten gen schwerer wiegen als die Ressour-
pensiert und je länger dies anhält, und zu eigen machen könnte, und cen, stimmt die Balance nicht. Je nach-
umso mehr kommt dann die Er- keine Gründe, den eigenen Verstand dem wie man seine
schöpfung (vgl. Selye H., 1936). zu schärfen oder die eigenen individu- Bewältigungsstrategien – positiv oder
• Modell 2: Transaktionales Stressmo- ellen Fähigkeiten zu verbessern. Bei zu negativ – einschätzt, so bewertet man
dell: Stress wird als Ungleichgewicht viel Stress empfindet der Mensch häu- die jeweilige Situation. Ist es Stress oder
zu äußeren Einflüssen und der Mög- fig Nervosität, Angst bis hin zu einem eine Herausforderung?
lichkeit der Person verstanden, damit völligen Blackout. Stress aktiviert eine
umzugehen (vgl. Lazarus R.S./Folk- Aktivität des menschlichen Körpers in Wie mit Stress umgegangen wird,
man S.,1984). zwei Verhaltensweisen: Kampf oder entsteht durch den Umgang mit
Das Thema Nr. 97 · 04/2025 11