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Fingerfertigkeit oder Hautproblemen, Für Patient:innen, mit denen eine Be- Einschätzung der Kontinenz-
und diese deshalb auch nicht in der fragung durchgeführt werden sollte, situation
Dokumentation zu finden sind. wurde jeweils ein Fragebogen ausge-
Die Erhebung der Daten aus den druckt und mit der Patient:inneniden- Die Zielerreichungsgrade der Doku-
Patient:innenakten erfolgte dreimal tifikationsnummer versehen. Bei der mentation der Harn- und Stuhlkonti-
wöchentlich. Auswahl der Betroffenen wurde dar- nenz ist positiv ausgefallen. Bewertet
auf geachtet, dass sie sich maximal wurden die Qualität der Dokumenta-
Die Fragen werden mit ja/nein, oder seit sieben Tagen in stationärer tion bezogen auf Häufigkeiten und
nicht anwendbar (na) beantwortet. Im Behandlung befanden. Inhalt zur Pflegeanamnese oder auch
Falle von nein oder (na) wird empfoh- So blieb bei einem durchschnittlichen der geplanten und durchgeführten
len, einen erklärenden Kommentar zu Aufenthalt von mindestens 14 Tagen Maßnahmen, ohne Rücksprache mit
schreiben, um im Nachhinein die Ein- genügend Zeit für die Kollegin, die den Pflegenden zu halten. Im Einzel-
schätzung nachvollziehen zu können. Befragung durchzuführen. nen bedeutet das Folgendes:
Bedacht werden muss auch, dass die
Einschätzung „nicht anwendbar“ in der Die Bögen zur Befragung der Pflege- Die Durchführung der Ersteinschät-
Auswertung keine Berücksichtigung fachpersonen zu ihrem Wissen und zung erfolgte zu 100%. Eine sehr posi-
findet und somit die Fallzahl (Teilneh- Kenntnissen wurde zur freien Nut- tive Entwicklung im Vergleich zu den
mende = n) geringer ausfällt. Ob und zung im Aufenthaltsraum der Station Werten eines Audits, als die Dokumen-
wie die einzelnen Kriterien einge- ausgelegt. tation noch handschriftlich erfolgte.
schätzt und genutzt werden, ist abhän- So konnte die Anonymität gewähr- Hier spiegelt sich deutlich der positive
gig von den Rahmenbedingungen und leistet werden und die Zustimmung Effekt der Verfahrensanweisung und
Vorgaben vor Ort. In keinem Fall soll durch den Betriebsrat war nicht intensiven Schulung aller Mitarbeiter:
hier der Eindruck entstehen, dass die erforderlich. innen in der Nutzung der digitalen
Anforderungen des Expertenstandards Akte und dass verbindliche Vorgaben
infrage gestellt werden, sondern dass Ergebnisse und Erkenntnisse zur Nutzung eingehalten werden.
überlegt werden muss, ob die Erhe- aus dem Audit
bung sinnvoll ist und wie die Aussage- Ebenso positiv (100%) zeigte sich der
kraft bewertet werden kann. Durch die Die erwartete Häufigkeit von Betroffe- Wert zur Wiederholung der Einschät-
Nutzung von Medico Cerner ergaben nen mit einer Kontinenzproblematik zung. In einer abteilungsinternen Ver-
sich im Josephs-Hospital dadurch fol- bestätigte sich bei der täglichen Sich- fahrensanweisung ist der Zeitraum
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gende Aspekte: tung der Patient:innenakten (s. Indika- genau festgelegt, wann eine Evaluati-
toren). So konnte ohne Verzögerung
on des Pflegebedarfs zu erfolgen hat
• die Quote zur Ersteinschätzung lag der geplante Zeitraum für die Erfas- (interprofessionelle Fallbesprechung).
bei 100% - durch eine Verfahrensrege- sung von 20 Fällen, mit der anschlie-
lung ist festgelegt, dass die Erhebung ßenden Durchführung der Befragun- Informationen der vertieften Einschät-
der Pflegeanamnese in den ersten 24 gen, eingehalten werden. Erfreulich zung, das individuelle, differenzierte
Stunden erfolgen muss – das Ergebnis war die hohe Beteiligung der Kolleg: Erfragen von Problemen mit der Inkon-
bezieht sich demnach nicht nur auf innen an der anonymen Befragung tinenz, konnte in der Form in der Doku-
die Kontinenzsituation, sondern auch zur Einschätzung ihres Wissensstands mentation nicht gefunden werden
auf die Einhaltung der Vorgaben zur und Fortbildungsbedarfs. Von 21 Pfle- (0%). Eine Möglichkeit der Dokumenta-
Anwendung der digitalen Patient: gefachpersonen haben 17 (81%) ei- tion der Ergebnisse zur vertieften
innenakte und wird deshalb als Ergeb- nen Fragebogen ausgefüllt. Abschlie- Einschätzung in der digitalen Akte ist
nis übernommen, ßend wurden die Antworten aller Fra- aktuell noch nicht festgelegt. Es sollte
gebögen in die vom DNQP zur Verfü- daher in Zukunft festgelegt werden,
• die Darstellung der vertieften, indivi- gung gestellten Auswertungstabellen wo und in welchem Umfang die Ergeb-
duellen Einschätzung auf Basis der eingetragen. nisse dokumentiert werden könnten,
Software ist nicht möglich und Erwartet wurde ein geringeres Wissen damit sie für alle Kolleg:innen jederzeit,
und ein höherer Bedarf an Fortbildun- ohne aufwendig suchen zu müssen,
• die Nutzung des Kontinenzprofils gen zum Thema Stuhlkontinenz. einsehbar sind. Möglich wäre hierfür
muss infrage gestellt werden, da die Die Auszählung konnte diese Vermu- die Nutzung der Kommentarschrei-
Pflegende es nicht „aktiv“ nach eige- tung nicht bestätigen. Die Differenz bung zur Maßnahme, da so der Text
ner Einschätzung festlegen, sondern war z. T. so gering, dass die Ergebnisse beim Arbeiten in der Fieberkurve ohne
es sich automatisch aus der Gesamt- nicht getrennt betrachtet wurden. viel Aufwand jederzeit zur Verfügung
heit der eingegeben Daten der Pfle- steht.
geanamnese ergibt. Infolge werden alle Fragebögen an-
hand der einzelnen Kriterien zusam- Ein Drittel (6 von 17) der Kolleg:innen
Um die Kommentare (Ideen zu Ände- menfassend dargestellt. gaben Fortbildungsbedarf an. Zwei
rungen, Anmerkungen) direkt dem Da sie sich häufig ergänzen und so Drittel schätzen ihr Wissen als gut bis
jeweiligen Kriterium zuordnen zu Vermutungen in ihrer Gesamtheit befriedigend ein. Aufgrund der positi-
können, wurde zur Dokumentation bestätigen, lassen sich die Ergebnisse ven Ergebnisse ist zu überlegen, ob
eine eigens erstellte Wordtabelle und Erkenntnisse nachvollziehbar und in welcher Form eine Fortbildung
genutzt. darstellen. angeboten werden sollte.
Das Thema Nr. 97 · 04/2025 19