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Beratung zu Problemen der Harnkonti- Wissen oder Erweiterung und Optimie- und der Median, dem Durchschnitts-
nenz bzw. Stuhlkontinenz angeboten rung der Hilfsmittel. wert, über den gesamten Erhebungs-
oder durchgeführt zu haben, wurde sie zeitraum.
nur von 16% bzw. 14 % der Betroffenen Auswahl und Testung der
als solche wahrgenommen. Zum Tra- Indikatoren Ergebnisse und Erkenntnisse zur
gen kommen hierbei vermutlichen die Anwendung der Indikatoren
unterschiedlichen Sichtweisen und Im Rahmen des Praxisprojektes sollten
Vorstellungen, was eine Beratung ist Indikatoren zur internen Qualitäts- Geplant war, sich nach dem Audit mit
oder wie sie durchgeführt wird. kontrolle, wie auch schon bei der Aktu- den Indikatoren auseinanderzusetzen.
alisierung der Expertenstandards Aus zeitlichen und planungstechni-
Pflegende selbst nehmen Information, Dekubitusprophylaxe, Schmerz- und schen Gründen wurde die Erhebung
Schulung und Beratung von Betroffe- Entlassungsmanagement, getestet vorgezogen und parallel durchgeführt.
nen und ihren Angehörigen häufig werden. Zu verstehen sind sie als Mess- Zuvor musste geklärt werden, welche
nicht als pflegerische Tätigkeit wahr, da instrumente zur Verbesserung und Daten aus der Patient:innenakte dafür
sie im Alltag meist so nebenbei durch- Darstellung der Pflegequalität, eine genutzt werden können. Geplant ist
geführt wird. Dementsprechend konn- Möglichkeit, das Spektrum pflegeri- zukünftig, die Erhebung von Kennzah-
te nur eine Beratung im Erhebungszeit- scher Tätigkeiten in Zahlen, Daten und len umzusetzen, aber unter der Vorga-
raum bei der Durchsicht der Patient:in- Fakten abzubilden und Auffälligkeiten, be, dass sie automatisch aus der digita-
nenakte gefunden werden. Ihr Wissen Problembereiche und positive wie len Akte erhoben werden können und
zum Thema schätzen die Pflegenden auch negative Veränderungen zu nicht händisch wie im Praxisprojekt mit
überwiegend gut bis befriedigend ein. erkennen. Sie orientieren sich an den zeitlichem und personellem Aufwand.
Trotz der guten Selbsteinschätzung Anforderungen der verschiedenen Kri- Nach Rücksprache mit dem Controller
wünschen 10 bzw. 12 Kolleg:innen eine terienebenen des Expertenstandards bieten sich dafür die Daten an, die vom
Fortbildung zu Problemen, Maßnah- und folgen damit den Schritten des Programm vorformuliert sind. Sie sind
men und Hilfsmitteln mit der Harn- Pflegeprozesses. im System in Tabellen angelegt und
und Stuhlkontinenz. können mit Hilfe der Funktionen einer
Die zu testenden Indikatoren zum Ex- Excel-Tabelle herausgefiltert werden.
Dass der Bedarf an Information, Schu- pertenstandard Kontinenzförderung Dies trifft z.B. auf Daten aus der Pfle-
lung und Beratung auf Seiten der beziehen sich auf Prävalenz, Einschät- geanamnese und der Maßnahmenpla-
Betroffenen hoch ist, zeigte sich sehr zung, Fachexpertise, Beratung, Hilfs- nung zu. Frei formulierte Texte, wie in
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eindrücklich in den Ergebnissen und mittel, Maßnahmen, Evaluation und der Kommentarschreibung, eignen
im Verlauf der Befragungen. Alle Pati- Nutzer:innen. Genauer definiert wird sich nicht dafür.
entinnen und Patienten waren gerne ein Indikator mit Hilfe von 2 - 4 Kenn-
bereit, sich mit der Kollegin zu unter- zahlen, in Form einer genauen Frage- Nach der Auseinandersetzung mit den
halten und sprachen offen über das stellung. Wie häufig oder in welchen einzelnen Kennzahlen zeigte sich, dass
sensible Thema. Das ein oder andere Intervallen die Erhebung der Daten einige nicht für die Erhebung geeignet
Mal hatte die Kollegin den Eindruck, erfolgt, kann jede Einrichtung für sich scheinen, da keine aussagekräftigen
dass sie froh waren, endlich mit jeman- individuell festlegen. Entscheidend Ergebnisse zu erwarten waren oder sie
den darüber sprechen zu können. hierfür können die Zielsetzung, Sinn- aus der Dokumentation nicht heraus-
Am deutlichsten zeigte sich der hohe haftigkeit und Aussagekraft der erho- gefiltert werden konnten.
Bedarf daran, dass sich aus jeder Befra- benen Daten, die Machbarkeit der
gung ein Beratungsgespräch ergab, Durchführung und letztendlich die Die Ergebnisse, die sich ergaben, wa-
das, wenn es die Zeit zuließ, sofort Interpretation und die daraus entste- ren sehr eindrucksvoll und zeigten ein-
durchgeführt oder ein Termin verein- henden Konsequenzen für die tägliche deutig, dass die Anzahl der Betroffenen
bart wurde. Praxis sein. mit einer Kontinenzproblematik nicht
nur gefühlt hoch ist, sondern tatsäch-
Geplant war, schon vor dem Audit Ein Beispiel ist der Indikator „Prävalenz“ lich zu einer hohen personellen und
das Angebot zur Kontinenzförderung mit der Kennzahl 2: Anzahl der Men- zeitlichen Belastung führen.
auszubauen. Die Ergebnisse aus dem schen mit Problemen der Harnkontinenz
Audit unterstreichen die Notwendig- im Verhältnis zu allen Patient:innen. Insgesamt wurden 26 Datensätze bis
keit, durch Information, Schulung und zu dreimal wöchentlich erhoben.
Beratung die Qualität der pflegeri- Zur Erfassung der Daten der verschie- Gesichtet wurden alle Akten, die zum
schen Versorgung der Betroffenen zu denen Kennzahlen wurden vom DNQP Erhebungszeitpunkt morgens zwi-
verbessern und das Angebot zu erwei- Tabellen zur Verfügung gestellt. So schen 07:00 – 07:30 Uhr zur Verfügung
tern. Im Fokus steht dabei die Förde- konnten die Daten ohne viel Aufwand standen. Die unterschiedliche Zahl der
rung der Selbständigkeit und Unab- in eine Tabelle eingetragen werden Teilnehmenden ergibt sich aus dem
hängigkeit und z.B. die Möglichkeit und wurden automatisch ausgewertet. Entlassungs- und Aufnahmezeitpunkt
eine individuelle Lösung in der Aus- der Patient:innen. Da das Verhältnis
wahl der Hilfsmittel zu finden. Auch Die optische Darstellung erfolgt in zwischen Betroffenen und nicht Nicht-
das Stationsteam soll unterstützt wer- einem Laufdiagramm, d.h. der prozen- betroffenden berechnet wird, hatte
den, durch regelmäßige Präsenz der tuale Anteil der Betroffenen bezogen dies keine Auswirkungen auf die
Pflegeexpertin, die Vermittlung von auf die Gesamtzahl aller Patient:innen Ergebnisse.
Das Thema Nr. 97 · 04/2025 21